Zielsetzung
Ein schriftlich formuliertes Konzept hilft unserer Schule, ihre Berufs- und Studienorientierungsmaßnahmen zu begründen und zu systematisieren, Verantwortlichkeiten zu klären und Transparenz für alle Beteiligten zu schaffen. Gerade Eltern interessieren sich sehr dafür, was die Schule unternimmt, um ihre Kinder auf eine Studien- oder Berufswahlentscheidung vorzubereiten, und mit welchen Partnern sie dabei zusammenarbeiten können.
Die Vorbereitung auf die Berufs- und Studienwahl ist eine gemeinsame Aufgabe der Partner in spezifischer Verantwortung.
Schule übernimmt eine Schlüsselfunktion, um jungen Menschen einen erfolgreichen Start in die Ausbildungs- und Arbeitswelt zu ermöglichen. Die Berufsorientierung erfolgt einerseits durch die Umsetzung der aktuellen Fachlehrpläne, z.B. Wirtschaft und Recht, Sozialkunde, Deutsch, Fremdsprachen (siehe Anlage) und andererseits über spezifische Projekte in Zusammenarbeit der Schule mit externen Partnern wie der Agentur für Arbeit, den Laufbahnberatern des OSB, Bildungsträgern, Unternehmen und Hochschulen sowie über Kooperationen mit berufsbildenden Schulen.
Eltern übernehmen als Erziehungsberechtigte mit ihre individuellen beruflichen Erfahrung die Aufgabe von Begleitung und Beratung vor dem Hintergrund der Stärkung der Persönlichkeit ihres Kindes.
Schülerinnen und Schüler wiederum müssen ihre Interessen und Vorstellungen deutlich machen können und lernen, Eigenverantwortung zu übernehmen. Berufsorientierung ist die Förderung der Kompetenz, Berufsbiografien zu entwerfen, vorzubereiten und zu gestalten. Sie ist als individueller und kontinuierlicher Prozess der Berufswege- und Lebensplanung zu verstehen, der in der Grundschule beginnt, in den weiterführenden Schulen intensiviert wird und in einen Beruf mündet, der zum Erwerb von Berufserfahrungen führt, über Fort- und Weiterbildung in andere Berufsfelder wechseln lässt und lebenslanges Lernen umfasst. Berufsorientierung schließt auch das Studium als Bildungsweg und so die Studienorientierung ein.
Gegebenheiten und Spezifik am Sportgymnasium Jena
An unserer Schule lernen derzeit ca. 370 Schüler und trainieren in acht verschiedenen Sportarten. Davon wohnen ca. 200 Schüler im Internat. Auf Grund der sportlichen Aktivitäten (Wettkämpfe, Turniere, Trainingslager usw.), die oft auch an den Wochenenden und in den Ferien stattfinden, fahren viele Schüler selten nach Hause. Für sie bieten das Internat und ihre Erzieher ein zweites Zuhause. Unter diesem Blickwinkel – der Schule mit angeschlossenem Internat – tragen Lehrer, Erzieher, Trainer und Mitarbeiter eine besondere Verantwortung für unsere Kinder und Jugendlichen. Als Beratungslehrer ist es aber auch notwendig, in die Rolle der Erziehungsberechtigten zu schlüpfen, um den Schülern besondere Unterstützung und Hilfe in der Berufsberatung und Berufsorientierung anzubieten.
Folgende Thüringer Vereinbarungen konkretisieren die Zusammenarbeit bei der Gestaltung der Berufsorientierung an allgemein bildenden Schulen:
- „Aktionsprogramm Fachkräftesicherung und Qualifizierung“ vom 28. Juni 2010
- „Vereinbarung über die Zusammenarbeit von Schule und Berufsberatung zwischen dem Thüringer Ministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur und der Regionaldirektion Sachsen-Anhalt-Thüringen der Bundesagentur für Arbeit“ vom 18. Februar 2011
- „Kooperationsvereinbarung zwischen der Regionaldirektion Sachsen-Anhalt- Thüringen der Bundesagentur für Arbeit und der Landesarbeitsgemeinschaft SCHULEWIRTSCHAFT Thüringen“ vom 28. März 2013
Auf Grund der Thüringer Wirtschaftsstruktur, die klein- und mittelständisch geprägt ist, werden zusätzlich zum Schülerbetriebspraktikum Praxiserfahrungen mehrheitlich über Projekte mit Bildungspartnern gewährleistet.
Die nachfolgende Übersicht zeigt die Umsetzung der Berufs- und Studienorientierung am Sportgymnasium Thüringen.
Elternarbeit in der Berufsorientierung
Eltern sind für die Schule wichtige Partner, um die Schüler ihren Fähigkeiten entsprechend zu fördern und sie auf ein selbstverantwortliches Leben als Erwachsene vorzubereiten. Im Prozess der Berufsorientierung können Eltern auf vielfältige Weise einbezogen werden, um Jugendliche dabei zu unterstützen, eine durchdachte und bewusste Entscheidung für eine Berufsausbildung oder ein Studium treffen zu können.
Eltern sind aus Sicht der Jugendlichen die wichtigsten Partner bei Fragen der Berufs-und Studienwahl (Shell Jugendstudie, 2010).
Ihr Einfluss wirkt auf vielfältige Weise. Auf der einen Seite beeinflussen Eltern die Haltungen ihrer Kinder zur Arbeitswelt indirekt durch ihr eigenes Vorbild. Sie berichten Erfreuliches oder Negatives von ihrer Ausbildung und Berufstätigkeit, sehen in ihrem Beruf eine persönliche Erfüllung und beeinflussen damit die Einstellungen, die ihre Kinder zur Arbeitswelt entwickeln. Auf der anderen Seite unterstützen Eltern den Berufswahlprozess direkt. Sie geben Tipps, helfen beim Bewerbungsschreiben und aktivieren, wenn möglich, Kontakte für Praktika und sogar Lehrstellen. Allerdings sind nicht alle Eltern in der Lage, ihre Kinder umfassend zu unterstützen. Dies trifft bei uns besonders zu, da der Großteil der Schüler selten zu Hause ist.
Manche fühlen sich verunsichert, weil ihre eigene Ausbildungszeit nur wenig mit den aktuellen Bedingungen gemein hat oder weil sie nur einen eingeschränkten Blick auf die vielfältigen Möglichkeiten des Ausbildungsmarktes haben.
Eltern sind aber, unabhängig davon ob sie stark oder wenig unterstützen, im Berufswahlprozess von Jugendlichen eine feste Größe. Denn alles, was Schule in Bezug auf Berufsorientierung bietet, wird durch die elterlichen Reaktionen darauf gewichtet – idealerweise verstärkt, wenn Schule und Eltern kooperieren. Im ungünstigen Fall unterlaufen jedoch Kommentare und Aktivitäten der Eltern die schulischen Bemühungen.
Das Expertenteam (Netzwerk)
Internes Netzwerk
- Eltern
- Fachlehrer WR/ D/ Eth
- Beratungslehrer
- Andrea Dolokowa (Berufsorientierung Kl. 7-10)
- Iris Patzer (Berufs- und Studienorientierung 11sp-13)
- Ako Boger (Regelschulkoordinator/ Berufsorientierung 9-10R)
Externes Netzwerk
- Bundesagentur für Arbeit
- Firmen/ Organisationen/ Sponsoren der Schule und der Vereine: z. B. Barmer/ Debeka/ Sparkasse Jena/ Zeiss/ Mercedes Jena/ etc.
- Praktikumsfirmen
- Messen: z. B. „vocatium“
Selbstinformation
Die Schüler/ Eltern erhalten in Selbstverantwortung (über 2 Informationstafeln sowie 2 Informationsständer) die Möglichkeit, jederzeit individuell ihre Berufs- und Studienorientierung zu präzisieren:
- Ablaufpläne zur Berufs- und Studienorientierung
- Hinweise auf Berufsmessen
- „Fahrplan“ zur Berufs-und Studienorientierung der AfA
- Informationsveranstaltungen Agentur für Arbeit
- Lehrstellen- und Studienangebote
- Netzwerke
- Materialien zum Auslandsaufenthalt
Praktika
Das Absolvieren von Praktika hat viele Vorteile.
Erstens bieten sie einen allgemeinen Einblick in die Arbeits- und Berufswelt sowie einen konkreten in die späteren Tätigkeitsfelder und Aufgaben. Sie ermöglichen ferner, die eigenen beruflichen Fähigkeiten und Neigungen in qualifizierter praktischer Mitarbeit realistisch kennenzulernen und tragen in der Regel dazu bei, die eigenen Berufsziele zu konkretisieren.
Zweitens dienen Praktika der Qualifizierung. Es können erste praktische Erfahrungen in möglichen späteren Tätigkeitsfeldern gesammelt, aber auch erworbene theoretische Fähigkeiten und Kenntnisse an Problemen der Praxis geprüft sowie Studieninhalte ergänzt und vertieft werden.
Drittens haben die Schüler als Praktikant die Möglichkeit, sich einem potentiellen Arbeitgeber als zuverlässige Arbeitskraft anzubieten und durch ihr Auftreten und ihre Leistung persönlich zu überzeugen. Die Erfahrungen zeigen, dass viele Arbeitgeber bevorzugt Berufsanfänger einstellen, die sie in einem Praktikum bereits kennengelernt haben.
Wir haben uns für die Klassen 9 im Gymnasium für das einwöchige Praktikum und in der Regelschule für ein zweiwöchiges Praktikum entschieden. Schüler der Sekundarstufe II müssen dafür schul- und trainingsfreie Zeiten nutzen.
Messen
Schüler haben auf Messen und Jobbörsen die Möglichkeit, sich über verschiedene Unternehmen zu informieren und wichtige Kontakte für die Zukunft zu knüpfen (Praktika, Arbeitsgebiete, Einstellungsvoraussetzungen und -perspektiven).
Nicht selten wird an den Firmenständen der Tipp oder Hinweis gegeben, dass die Studierenden und künftigen Absolventen im gegenseitigen Interesse möglichst zeitig Kontakt mit der Wirtschaft aufnehmen sollten – auch, um zu erfahren „wie Wirtschaft tickt“.
- Praktische Umsetzung (Ablaufpläne)
- Berufs- und Studienberatung
- Berufsorientierung Klasse 9 Gymnasium
- Berufsorientierung Klasse 9 Regelschule
Konzeptionserstellung: Beratungslehrer Sportgymnasium Jena
Iris Patzer/ Andrea Dolokowa